FIFA Confederations Cup Germany 2005 - Ein Blick hinter die Kulissen
veröffentlicht am Sonntag, 10.07.2005 14.00 Uhr
Fifa Confederations Cup
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Die "Mini-WM"
Turnier mit 8 Mannschaften (jeweils die Kontinentalmeister) plus Veranstalter und Weltmeister
Durchführung: zuerst drei Mal in Riad (Saudi Arabien) 1992, dann 1995 und 1997-1999 in Mexico, 2001 in Korea/Japan, 2003 in Frankreich und 2005 in Deutschland
Teilnehmer 2005: Tunesien als Afrikameister, Argentinien als Südamerikameister, Mexico als Meister Zentral- und Nordamerikas, Japan als Asienmeister, Australien als Meister Ozeaniens, Griechenland als Europameister, Deutschland als Veranstalter und Brasilen als Weltmeister.
„Der Konföderationen-Cup wurde früher wie ein Stiefkind betrachtet. Hier in Deutschland ist er hoffähig geworden.“ Dies die Aussage von Fifa-Präsident Sepp Blatter. Fast 600'000 begeisterte Zuschauer gaben ihm Recht.
Frankfurter Waldstadion |
Die Stadien
575'000 Menschen lebten ihre Träume – die Spiele und die Stadien
Die heimlichen „Stars“ des Confederation Cups waren die Stadien. Viele Arenen vermeldeten „ausverkauft“. Es herrschte eine hervorragende Stimmung. Vor allem die neuen „reinen Fussballstadien“ von Hannover, Frankfurt, Leipzig und Köln erwiesen sich als Stimmungstempel par excellence. Beeindruckend das Leipziger Stadion, das innerhalb des Walls des alten Zentralstadions errichtet wurde.
Ich besuchte sämtliche Stadien und war sehr positiv überrascht. Einerseits von der Architektur und Infrastruktur sowie der meist kompromisslosen Zweckmässigkeit, anderseits vom hochprofessionellen Betrieb dieser Monumente des Sports.
Bis anhin hatte ich Dutzende von modernen Stadien gesehen und erlebt. In vielen Sportarten, in allen Grössen. In Europa und in Südamerika. In Afrika und in den USA. In Asien und in Mittelamerika. In allen Facetten. Manchmal als Zuschauer, meistens in einer Funktion in meinem Job. Ich habe beobachtet, ich habe analysiert, ich habe verhandelt. Als Sportmanager. Ich habe gezittert, ich habe gejubelt. Ich bin stundenlang für Tickets angestanden - und ich war auf unsauberen, stinkenden Toiletten. Ich habe zu teures Bier gekauft und schlechte Würste gegessen. Als Fan. Ich habe Kaviar genossen und am Champagnerglas genippt. Als Geladener. Ich habe Banden platziert und Stände eingerichtet. Ich habe Verträge abgeschlossen und ich habe mit sturen Behörden gestritten. Als Mitorganisator.
Einmal stimmte die Infrastruktur, einmal die Architektur, einmal funktionierte der Betrieb, einmal waren die Fans Weltklasse, einmal klappte das Verkehrskonzept, einmal war die Verpflegung gut, einmal gab es freundliche Hostessen, einmal überzeugte das Sicherheitsdispositiv; einmal stimmte dies, einmal klappte jenes…
Beim Fifa Confederations Cup Germany 2005 stimmte bereits vieles. Die Deutschen können das. Bis zur WM 2006 werden sie sich nochmals verbessern. Abstriche wird es bei der Verpflegung geben. Aber da können die Organisatoren nicht viel ändern. Fifa-Sponsoren sind die Amis. Die Produkte von Anheuser Busch (Bier), McDonald’s und Coca Cola sind nicht jedermanns Sache. Vor allem nicht, wenn es fast nichts anderes zu konsumieren gibt! Wegen der Exklusivverträge der Fifa.
Also nix mit Weissbier und Weisswurst. – Die Fans werden rebellieren. Sobald sie es im Stadion erleben. – Oder denken Sie, dass der Fan im St. Galler Espenmoos die „Bratwoorscht“ durch amerikanischen Junk-Food ersetzt haben möchte? – Nein. Auch nicht im neuen Schmuckstück „Stadion St. Gallen“! Bewährte Traditionen und Rituale braucht es. Genau so wie das Neue, das Innovative, das Komfortable der modernen Arenen.
Champions im Torrausch: |
Der Fussball / die Besten
Gute Teams, sehr gute Spieler, hervorragender Fussball - Die Besten kamen aus Brasilien.
Final: Brasilen – Argentinien 4:1 (2:0)
Wieder regierte der südamerikanische Fußball. „Samba“ gegen „Tango“ – so lautete die entscheidende Paarung am 29. Juni 2005 in Frankfurt. Ein bemerkenswertes Turnier endete mit einem krachenden Unwetter.
56 Tore in 16 Spielen. Nach zwei Wochen Sonnenschein und tropischen Temperaturen brauste ein Sturm über das neue Waldstadion. Kein Problem: Die Frankfurter Veranstalter zogen einfach das „Cabriodach“ hoch. Fast alle blieben trocken.
Ein „galaktisches“ Brasilien mit den beiden herausragenden Offensivspielern Ronaldinho und Adriano dominierte die „Gauchos“ ab der ersten Minute. Welch ein Tempo, was für eine Technik, was für eine Präzision!
„kleines Finale“ Deutschland – Mexico 4 : 3 (nach Verlängerung)
Die beiden Sympathieträger des Turniers marschierten auch im letzten Spiel bedingungslos vorwärts. Wer hätte zu Beginn des Turniers gedacht, dass diese Teams so nahe an den südamerikanischen Favoriten dran sind?
bester Spieler: Adriano (Brasilien)
bester Scorer : Adriano mit 5 Toren
Perfekte Organisation - |
Die Organisation
Die Deutschen konnten ihre Stärken ausspielen – und sogar Nachlässigkeiten seitens der Fifa vergessen machen
Die lokalen Veranstalter machten einen guten Job. Einzig die Brasilianer wagten es, eine „ungenügende Organisation“ zu monieren… Fifa-Präsident Joseph S. Blatter attestierte den Volunteers „Freundlichkeit und Effizienz“. – Wo er Recht hat, hat er Recht.
„Die Welt zu Gast bei Freunden“ – so lautet das Motto für die WM 2006. Kein Spruch eines theoretisierenden, weltfremden „PR-Managers“, sondern eine passende Aussage zu einem Fussballfest. Die Organisatoren haben es bereits im Jahr 2005 bewiesen: Es ist möglich.
Volle Stadien |
Die Medien
3.200 Medienvertreter hatten sich akkreditiert. Gleich viermal so viele wie vor zwei Jahren in Frankreich. Die Spiele wurden in 170 Länder übertragen. Deutschlands Zeitungen kannten kaum ein anderes Thema während der zwei Turnierwochen.
Vom brasilianischen Radioreporter, der mit seinem „Gooooooooooooooool, gol, gol, gol, gooooooooooooooooooooooooool!“ die Zuhörer in Ekstase versetzte bis zum nüchternen TV-Analytiker Günter Netzer. Vom grünen Schreiberling mit Laptop bis zum arrivierten Starjournalisten, der seine Sekretärin tippen liess – alle waren sie da.
Apropos Günter Netzer: Er war ein brillanter Fussballer. Er ist ein blendender Rhetoriker und ausgewiesener Fussballexperte. Vor allem aber ist er Exekutivdirektor der „Infront“ in Zug. Die Firma hält die Fernsehrechte der Fussball WM 2006 für ganz Europa. Die Firma war Teil des Milliarden-Konkurses des Medien-Imperiums von Leo Kirch.
Für die WM Südafrika 2010 ist Netzer nicht mehr „in Front“. Die Fifa hat die Rechte direkt an die EBU (die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten) verkauft. Sie löst damit 1.5 Milliarden Franken. Nur für Europa! Man schätzt, dass in den übrigen Ländern der Welt etwa gleich viel drin liegt!
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Deutsche Hausmannskost? ... |
Die Sponsoren, die Kuriositäten
Deutschland, das Land des Biers? Oder doch nicht? – Die Fans mussten, Sponsoring verpflichtet, amerikanisches „Anheuser Busch“ trinken. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen hielt sich der Konsum in Grenzen… (siehe auch Rubrik: Die Stadien)
Lufthansa als Sponsor für „Aerial transportation services“? Oder doch nicht? – Dafür gibt es doch die „Fly Emirates“!...
Deutsche Kost an den Verpflegungsständen? Oder doch nicht? – Da legt Sponsor „McDonald’s“ sein Veto ein!
Deutschland, das Land des Automobils? Oder doch nicht? – Offizieller Partner für „cars, rental cars, auto components and accessories“ war die koreanische Firma Hyundai. Unzählige koreanische Fahrzeuge standen zur Verfügung. Trotzdem, die Offiziellen räkelten sich lieber in den feudalen Limousinen mit dem Stern auf der Haube. Da nimmt es die Fifa mit den Sponsoring-Verträgen nicht so genau!
Fast schon gemein, wie das „gemeine Volk“ und die hohen Herren sich nicht gemeinsam an die Richtlinien halten müssen.
An der WM 2006 werden die gleichen Sponsoren dabei sein. Fortsetzung folgt, es wird spannend… Wie werden Fans, Medien, Sponsoren und Offizielle agieren (und reagieren)?
Der deutsche Bierbrauerverband hat bereits reagiet. In der Nähe von Fürth wurde probeweise eine "Gersten-Arena" eingerichtet. Für die kommende WM 2006 sind weitere Massnahmen im Köcher. (Deutsche Zeitungen und der "Blick" haben die Sache thematisiert. Ich tippe auf einen "Bierkrieg" im Jahre 2006.
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Deutsche Revanche |
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Schon bei der WM-Hauptprobe stimmten die Details. |