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Die Fifa-Teufel, das FBI und missratene Schweizer Gesetze - Büchel in der Schweiz am Sonntag
veröffentlicht am Sonntag, 07.12.2014
Schweiz am Sonntag
Ein Gastbeitrag von Roland Büchel*
Fifa-«Tiifel», FBI und missratene Gesetze
Die Nachricht:
Nächsten Freitag besiegelt der Nationalrat definitiv den PEP-Status von Sportfunktionären. Das Gesetz ist gehörig missraten – und schon droht das nächste.
Der Kommentar:
Das neueste Kapitel in der Fifa-Korruptionsgeschichte bietet Sepp Blatter einmalige Chancen. Greift der Walliser jetzt resolut ein, so hat er bald schon Ordnung in seinem Stall. Und er kann einer gesetzgeberischen Hyperaktivität der eidgenössischen Politik entgegenwirken.
Kaum jemand traut dem Fifa-Präsidenten noch zu, dass er seinen Laden sauber bekommt. Auch darum kümmert sich das FBI um die Machenschaften seiner Leute. Ein ehemaliges Fifa-Vorstandsmitglied kollaboriert als Kronzeuge mit den amerikanischen Ermittlern. Ebenso teilt eine Ex-Mitarbeiterin der Katar-Bewerbung ihr Wissen mit dem FBI. Weitere Personen tun dasselbe.
Auch die Fifa hat ermittelt: In einem 435-seitigen Papier soll viel Brisantes stehen. Verfasst wurde es vom Fifa-Ethik-Ermittler Michael Garcia aus New York. Aus dem, was bisher offiziell und inoffiziell bekannt geworden ist, wird keiner schlau. Gibt es nun Korruptionsbeweise gegen die beiden nächsten WM-Veranstalter Russland und Katar, oder gibt es sie nicht? Klar ist einzig: Da sind gar viele Leute an der Arbeit - jedoch nicht nur bei der Fifa und beim FBI.
Seit drei Wochen befasst sich auch die Schweizer Bundesanwaltschaft mit der Affäre. Wird es bald zu einer Hausdurchsuchung bei der Fifa kommen? Es wäre nicht das erste Mal, dass Justiz und Polizei Sepp Blatters Büro stürmen. Schon am 3. November 2005 durchkämmten Beamte im Auftrag eines Untersuchungsrichters sein «Presidential Office».
Dieses Mal wird es für bekannte Persönlichkeiten aus dem Fussball nicht gut herauskommen. Ob es auch einen ganz grossen Fisch wie Franz Beckenbauer erwischt? Mit der Suspension für die WM in Brasilien hat die Fifa gegenüber ihrem ehemaligen Vorstands- und Ethikkommissions-Mitglied eine kräftige Duftmarke gesetzt. Werden die Schweizer Behörden nachhaken?
Ganz eifrig an der Arbeit ist bereits die eidgenössische Politik. «Lex Fifa» wird das Kind genannt. Damit will man unsauberen Funktionären in Dutzenden Sportverbänden an die Gurgel. Zumindest in der Theorie.
In Wirklichkeit wird der Staat in private Bereiche von Menschen eindringen, die von korrupten Handlungen meilenweit entfernt sind. Warum das? Im ersten Teil der «Lex Fifa» geht es um den «PEP-Status». Er gilt neu auch für die Exponenten der Sportverbände. PEPs sind «Politically Exposed Persons», also Staatschefs, ranghohe Politiker und höchste Regierungsfunktionäre. Eigentlich.
Nun sind auch die Sportfunktionäre PEPs. Das wird am kommenden Freitag von National- und Ständerat definitiv besiegelt. Leider sind die Regulierungen im Geldwäschereigesetz zum Teil haarsträubend: Bundesbern hat es tatsächlich geschafft, ganz normale Angestellte mit dem unbeliebten und folgenschweren Titel zu versehen.
Dutzende Personen sind betroffen. Zwei Beispiele: Sepp Blatters Sekretärin ist eine PEP, beim Internationalen Skiverband FIS hat der ehemalige Abfahrtsweltmeister Hannes Trinkl den Status.
Trinkl ist für die Sicherheit auf den Weltcuppisten zuständig. Er hat mit Diktatoren und korrupten Funktionären der Milliardenkonzerne Fifa und IOC, logischerweise, rein gar nichts am Hut. Aber als politisch exponierte Personen wird er, wie Blatters Sekretärin auch, Schwierigkeiten haben, überhaupt noch eine Bank zu finden, die ihn als Kunden haben will.
Kann der Korruptionssumpf nur mit Hilfe übertriebener Gesetze ausgetrocknet werden? Nein. Sepp Blatter hat höchstpersönlich bewiesen, dass es anders geht. Als es für ihn selbst «heiss» wurde, war innert kurzer Zeit jeder dritte Fifa-Spitzenfunktionär weg vom Fenster.
Einige der Geschassten waren erwiesenermassen käuflich, andere möglicherweise. Klar ist hingegen, dass die Herren in Blatters Wahrnehmung keine Freunde mehr waren; sie hatten zu Feinden mutiert. Für den Walliser wurden sie regelrechte «Tiifel».
Blatter hat ein Funktionärsleben lang gezeigt, dass er knallhart agiert, wenn eine Konstellation ihn Kopf und Kragen kosten könnte. Weil er das Feld noch nicht räumen will, bin ich überzeugt, dass er richtig handeln wird.
Das heisst: Er wird die Korrupten hinausjassen. Tut er es nicht, so riskiert er erstens, dass sich ein Intimfeind auf seinen Thron setzt. Und zweitens, dass das in der Pipeline steckende «Sportkorruptionsgesetz» so unvernünftig herauskommt wie die völlig daneben geratene «PEP-Regelung».
* Roland Büchel aus Oberriet SG ist Nationalrat der SVP. Der Sportmanager und Fifa-Kenner arbeitete früher selbst für den Weltfussballverband.