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Die Schweiz engagiert sich vorbildlich gegen die Korruption im Sport - Auslöser war die Motion Büchel

veröffentlicht am Donnerstag, 02.10.2014

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www.swissinfo.ch/ger/die-schweiz-muss-die-korruption-im-sport-bekaempfen/40806138

http://www.swissinfo.ch/eng/swiss-set-to-get-tough-over-sports-corruption/40801520

Als Sitz von 65 internationalen Sportverbänden – darunter der Fussball-Weltverband FIFA – ist die Schweiz unter Druck und muss diese Organisationen besser kontrollieren. Falls das Parlament strengere Regeln beschliessen wird, könnte die Schweiz ein Pionier gegen die Korruption im Sport werden, sagen Beobachter.Im vergangenen Monat trafen sich 30 europäische Sportminister im malerischen Magglingen über dem Bielersee, um die schwierigen Fragen der guten Regierungsführung und des Kampfes gegen Spielmanipulationen im internationalen Sport zu diskutieren.

Am Ende der zwei Tage unterzeichneten 15 Staaten ein Abkommen, wonach die Wetten, die Vergabe von Grossanlässenund die Korruption im Sport besser kontrolliert und verfolgt werden solle.

Die Konvention war eines der grossen Themen der Tagung, aber auch die Rolle der Schweiz kam zur Sprache. "Als Sitz von mehr als der Hälfte der Olympischen Sportverbände, des Internationalen Olympische Komitees, der FIFA und der UEFA ist die Schweiz direkt betroffen, wenn es um die Korruption im Sport geht", sagte Michael Connarty vom Komitee Jugend und Sport des Europaparlaments.

Gesetzliche Massnahmen

"Die Schweiz freut sich, ihre aktive Rolle im Kampf gegen den seine Werte und die Glaubwürdigkeit gefährdenden Missbrauch im Sport weiterzuführen", sagte Sportminister Ueli Maurer.

Aufgrund eines Berichts, den das Bundesamt für Sport (Baspo) 2012 veröffentlicht hatte, hat die Schweiz eine Reihe gesetzlicher Änderungen vorgenommen und die Strafmassnahmen verschärft. Neu ist die private Korruption ein Offizialdelikt. Bisher war sie ein Antragsdelikt. In der Herbstsession hat das Parlament im Rahmen des Anti-Geldwäscherei-Gesetzes beschlossen, Sportfunktionäre als "politisch exponierte Personen" (PEP) einzustufen. Zudem wird die Gesetzgebung im Bereich der Lotterien überarbeitet, um illegale Wetten und Spielabsprachen besser bekämpfen zu können.

"In gewissen Fällen werden Organisationen bestraft werden, wenn sie die notwendigen und angemessenen Massnahmen nicht treffen, um Korruption zu verhindern", sagte Baspo-Direktor Matthias Remund in Magglingen.

Vom Hinterbänkler an die Spitze

Weltsportverbände

Rund 65 internationale Sportverbände und Organisationen haben ihren Sitz in der Schweiz. Die erste Organisation, die ihren Sitz in die Schweiz verlegte, war 1915 das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Lausanne.

Der Kanton Waadt ist die Heimat von rund 20 Verbänden, darunter sind die UEFA, der Radsport-Weltverband (UCI), der Volleyball- und der Gymnastik-Verband.

Andere Verbände haben ihren Sitz in Zürich (Fussball, Eishockey), Genf (Basketball), Bern (Handball), Oberhofen  (Ski) und in Basel (Handball) .

Die Schweiz ist aus vielen Gründen attraktiv: die geographische Lage, hochqualifizierte Arbeitskräfte, politische Stabilität, Neutralität, Sicherheit, Lebensqualität sowie ein attraktives Steuer- und Rechtssystem.

Sportverbände in der Schweiz geniessen den Status von Vereinen. Vereine sind weder verpflichtet, sich beim Staat zu registrieren, noch müssen sie ihre Abschlüsse veröffentlichen.

Laut einer Studie von 2007 haben die Sportverbände im Kanton Waadt 1400 Arbeitsplätze und erwirtschaften einen Umsatz von 200 Millionen Franken jährlich.

Nach Jahren einer eher zögerlichen Haltung nimmt die Schweiz laut Beobachtern nun eine führende Haltung ein. Laut Jens Sejer Andersen, dem Direktor der Nichtregierungsorganisation Play the Game, senden die Gesetzesänderungen wichtige Signale aus.

"Die Schweizer sind  geduldig gewesen", sagte er. "Die Gesetzgebung kommt langsam voran, aber sie enthält wichtige Anregungen, nicht nur für die Sportverbände, welche die strengeren Vorschriften einhalten müssen, sondern auch für die andern Länder, welche sich nun überlegen müssen , was sie mit ihren eigenen Verbänden machen wollen."

Jean-Loup Chappelet, ein Experte für das Management von Sportorganisationen am Hochschulinstitut für öffentliche Verwaltung in Lausanne, ist überzeugt, dass diese "grossen Veränderungen die Landschaft verändern werden". Die Schweizer Regierung habe ihre Arbeit gemacht, nun sei der Ball beim Parlament.

Verschiedene Ansichten

Parlamentarier, die mit dem Thema vertraut sind, habe unterschiedliche Ansichten darüber, wie es nun weiter gehen soll. Er sei "sehr besorgt", dass die Gesetzesänderungen vom Parlament und privaten Unternehmen noch verwässert werden können, sagt der sozialdemokratische Nationalrat Carlo Sommaruga, der im Jahr 2010 eine parlamentarische Initiative gegen die Korruption im Sport eingereicht hatte.

"In den vergangenen drei Jahren hat die FIFA viel Zeit in Lobbyarbeit investiert und Parteien und Parlamentarier zu überzeugen versucht, dass sie selbst genügend Massnahmen ergriffen habe und dass gesetzlichen Änderungen nicht gerechtfertigt seien", sagte Sommaruga.

Roland Büchel, Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP), hingegen sagte, die Äusserungen und das Verhalten von FIFA-Offiziellen könnte tatsächlich zu strengen nationalen Rechtsvorschriften führen. Er hatte bereits im Jahr 2010 eine Motion eingereicht, welche vom Nationalrat einstimming angenommen worden war: Er verlangte, dass die Korruption im Sport künftig griffig bekämpft wird.

"Die Ausweitung des "PEP-Status" auf mittlere Sportfunktionäre ist (im Geldwäschereigesetz) ist übertrieben, aber die Fifa und andere Sportorganisationen haben sie provoziert. Die Mehrheit im Parlament denkt offenbar, das sei die einzige Lösung", so Büchel.

Büchel verweist auf die Auseinandersetzungen um die Transparenz einer Ethik-Untersuchung im Zusammenhang mit der Ausschreibung für die Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 und den aktuellen "Uhren-Skandal".

Am 18. September forderten Ermittler der Fifa-Ethik-Kommission unter Androhung von Disziplinarmassnahmen 65 Fussball-Offizielle auf, ihre Luxus-Uhren im Wert von je 25'000 Franken, die sie als WM-Geschenke vom brasilianischen Fussballverband erhalten hatten, zurück zu geben.

Regulatorische Massnahmen

Beobachter sind sich einig, dass die in der Schweiz ansässigen Sportorganisationen  in erster Linie ihre eigenen Häuser in Ordnung bringen sollten.

Eine Umfrage, welche Play the Game und sechs europäische Universitäten im Jahr 2012 bei 35 Olympischen Verbänden durchgeführt haben, zeigte, dass nur ein Drittel Ethik-, Wirtschaftsprüfungs- oder Finanzausschüsse hatten. Nur einzelne Organisationen hatten objektive und transparente Kriterien für die Vergabe von Geldern von Entwicklungsfonds. Andere Untersuchungen zeigten, dass weniger als die Hälfte der Verbände ihre Finanzberichte veröffentlichen oder sie auf Anfrage zugänglich machen.

"Dieser Mangel an guter Führung ist ein Nährboden für Korruption", sagte Arnout Geeraert von Play the Game. "Diejenigen, die ihre Zahlen nicht veröffentlichen, können im Grunde tun, was sie wollen."

Paquerette Girard-Zappelli, Sekretärin der Ethik-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Es sei unfair zu sagen, alle Sportorganisationen seien von Korruption betroffen. "Das ist nicht die Realität. Ich will nicht sagen, dass die Gefahr der Korruption nicht besteht, genauso wie in anderen Teilen der Gesellschaft auch", sagte sie und nannte eine ganze Liste von Anstrengungen des IOC.

Fifa verteidigt sich

Auch die FIFA verteidigte ihren Reformprozess. "Seit den Reformen haben wir punkto Ethik eine beispielhafte Organisation", sagte FIFA-Präsident Sepp Blatter an einem Weltgipfel für Ethik im Sport am 19. September Zürich. "Wir sind die einzige Sportorganisation, die eine unabhängige Stelle für Ethik hat. Das hat sonst niemand ,nicht einmal das IOC."

Die FIFA hat bestimmte Schritte unternommen, aber was ist mit den andern Verbänden?  Wenn die Schweiz ihre Gesetzgebung verschärft, dann kann das dazu beitragen, dass auch andere Verbände ihre Anstrengungen verstärken, glauben zumindest einige Delegierte.

"Ich würde vorschlagen, dass Selbstregulierungsnormen gefördert werden müssen und dass diese gegebenenfalls durch Änderungen des Schweizer Rechts ergänzt werden", sagte Michael Connarty.

Von Simon Bradley, swissinfo.ch
(Übersetzung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

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