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Büchel: Wer Kidnappern Lösegeld bezahlt, bleibt gefangen

veröffentlicht am Sonntag, 03.08.2014

Ostschweiz am Sonntag


Roland Rino Büchel: Wer Lösegeld bezahlt, bleibt gefangen
 
 

Gastkommentar von Roland Rino Büchel:

Wer Kidnappern Lösegeld bezahlt, bleibt gefangen

„Mit Lösegeldzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe finanziert Europa die Al Qaida.“ Ein grosser Teil davon komme aus der Schweiz. Das hat die „New York Times“ diese Woche gross berichtet.

Im Brennpunkt steht der Fall eines Zürcher Ehepaars. Er war Asylanwalt, sie SP-Politikerin. Beide reisten gerne in der Welt herum, auch im terrorgeschüttelten Mali. Sie kümmerten sich nicht im Geringsten darum, dass das Aussenministerium im Jahr 2009 (wie heute) ausdrücklich vor Reisen in das westafrikanische Land abriet.

Jetzt schreibt die „New York Times“, dass dem Schweizer Steuerzahler, zusätzlich zu den bekannten Kosten von fünfeinhalb Millionen Franken, noch viel höhere Auslagen entstanden seien: Für die Befreiung der beiden Unbedarften seien 12.4 Millionen Dollar Lösegeld bezahlt worden. Und zwar an die dschihadistische Terrororganisation Al Qaida. Diese setzt ihre Mittel ein, um jährlich Tausende Zivilisten zu ermorden – auf brutalste Art und mit dem erklärten Ziel, einen weltumspannenden islamistischen „Gottesstaat“ zu errichten.

Als sich die Entführungsgeschichte abspielte, war Micheline Calmy-Rey Aussenministerin. Sie versicherte den Mitgliedern der zuständigen Kommission, sämtlichen National- und Ständeräten und der Schweizer Bevölkerung wiederholt, dass nie ein Rappen Lösegeld bezahlt worden sei. Dabei schaute sie uns allen gerade in die Augen. Nehmen wir also an, dass sie aus ihrer Sicht die Wahrheit sagte. 

Sollten sich die neuen Vorwürfe bewahrheiten, so hiesse dies: Die Millionen sind auf Verwaltungsstufe locker gemacht worden. Still, heimlich und versteckt.

Die Verschleuderung von Steuergeld wäre nur ein Problem. Schlimmer ist: Al Qaida hätte natürlich auch diese Mittel eingesetzt, um überall auf der Welt brutal zu morden. Weiter folgenschwer ist: Schweizer werden zur Zielscheibe von Kidnappern.

Betroffen sind einerseits Touristen und Geschäftsreisende, anderseits viele der 732‘000 Schweizer, die im Ausland wohnen und arbeiten. Die Ursache dieser Gefährdung? Das verantwortungslose Verhalten zweier Möchtegern-Abenteurer und ihrer Gehilfen beim Bund.

Ich selbst arbeitete ein paar Jahre vor dem Entführungsfall in Mali, als Marketingleiter der Afrika-Meisterschaft im Fussball. Bis heute habe ich gute Kontakte in den Staat, in welchem die meisten Menschen in bitterer Armut leben. Zu diesem unfassbaren Leid gesellt sich seit ein paar Jahren der Terror von Al-Qaida-Gruppierungen aus dem Norden des Landes.

Klar ist: Künftig darf kein einziger Franken mehr an die grausamen Terrorfürsten gehen, unter keinem Vorwand und aus keiner Kasse. Darum braucht es jetzt eine sehr genaue Untersuchung der weit über 100 Millionen Franken, welche in den letzten fünf Jahren aus unserem Land als „Entwicklungshilfe“ nach Mali geflossen sind.

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