Der «Rundschau» liegen über ein Dutzend exklusive Dokumente zur Fifa-Korruptionsaffäre vor. Diese Dokumente zeigen, wie der ehemalige Fifa-Funktionär Mohammed Bin Hammam aus Katar mutmasslich Dutzende afrikanische Fussball-Funktionäre bestochen hat.
Über 22'000 Dollar für private Pilger-ReiseDie Zahlungen gingen praktisch immer auf die privaten Bankkonten der Fussball-Funktionäre. Beispielsweise erhielt der Verbandspräsident von Togo, General Seyi Memene, 22'000 US-Dollar von Bin Hammann – für eine Pilgerfahrt nach Saudi-Arabien.
Ein anderes Dokument zeigt, wie grosszügig 39 Fussballfunktionäre mit einer VIP-Reise nach Asien gelockt wurden. Sie und ihre Frauen erhielten nebst bezahlten Auslagen wie Flug und Hotel noch zusätzlich 5000 US-Dollar Taschengeld für drei Tage Aufenthalt.
«Fifa-Chefs meinen, sie stehen über dem Recht»Die «Rundschau» zeigt dem ehemaligen Fifa-Korruptionsjäger Mark Pieth erstmals die Dokumente. Der Strafrechtsprofessor Pieth äussert sich klar. «Die Fifa-Chefs haben das Gefühl, sie stehen über dem Recht. Und über weite Strecken hat die Schweiz dies der Fifa auch zugestanden.»
Anfangs Woche bezeichnete Fifa-Präsident Blatter jene, die die Korruptions-Dokumente auf den Tisch legen, als «Zerstörer der Fifa». Mark Pieth, selbst von Präsident Blatter engagiert, um die Fifa zu reformieren, übt harsche Kritik an Blatters Aussage. «Das ist dummer Mist», sagt Pieth zur «Rundschau». Diese Dokumente gehören untersucht und Konsequenzen gezogen – und zwar harte Konsequenzen.»
Nächste Woche wird SVP-Nationalrat Roland Büchel beantragen, dass neu Fifa- Funktionäre unter das Geldwäscherei-Gesetz fallen. «Das Geldwäschereigesetz und das Strafrecht im Korruptionsgesetz muss man ändern», so Büchel. «Die Verbände hatten über drei Jahre Zeit, die Sache anzupacken. Sie haben nichts gemacht.»
Gegen ein solches Gesetz ist FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. «Die Fifa unternimmt bereits heute viel im Kampf gegen die Korruption.» Wasserfallen befürchtet, dass internationale Sportverbände wegen einer «Lex Fifa» abwandern könnten. «Ich stelle mir vor, die Schweiz macht irgendein Gesetz und dann sagt die Fifa: ‹In allen andern Ländern haben wir das Problem nicht - und schwupp, sind sie weg.›»
Mohammed Bin Hammam hat sich bisher zu den Korruptionsvorwürfen nicht geäussert.