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Olympia: Wer zahlt, hat nichts zu sagen - Büchels Standpunkt in der SonntagsZeitung

veröffentlicht am Sonntag, 02.12.2012

SonntagsZeitung


Morgen Montag wird sich das Bündner Parlament für ein Ja zur Kandidatur für "St. Moriz 2022" entscheiden. Wenn es zu den Olympischen Spielen in Graubünden kommt, werden einige Leute damit sehr viel Geld verdienen. Doch der Grossteil der Kosten bliebe bei den Steuerzahlern haften. Ich habe deswegen auch zwei Fragen an den Bundesrat gestellt. Die Antworten wird es morgen, am 3. Dezember 2012, geben:

www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx

 

Hier mein Standpunkt in der SonntagsZeitung:

SonntagsZeitung: Olympia: Wer zahlt, hat nichts zu sagen

SonntagsZeitung: Olympia - SVP-Chefs gegen Ueli Maurer

„St. Moritz 2022“ – Wer zahlt, hat nichts zu sagen. Wer etwas zu sagen hat, sagt nicht die ganze Wahrheit

Morgen Montag wird der Bündner Grosse Rat der Vorlage zum Milliarden-Event „Olympische Winterspiele St. Moritz 2022“ zustimmen. Der Bundesrat und die Promotoren versprechen kleine, bescheidene Spiele. Das ist reine Augenwischerei. Schon heute steht fest, dass es im Jahr 2022 mehr Disziplinen und Athleten geben wird als je zuvor – mit völlig überrissenen Sicherheitskosten von mehr als 100‘000 Franken pro Sportler.

Auch sonst passt es nicht, ausgerechnet im mondänen St. Moritz „bescheidene“ Spiele durchführen zu wollen. Unbescheiden sind auch die Kosten von 60 Millionen Franken für das Kandidaturdossier.

Die Bündner zahlen ein Viertel davon, die übrigen Schweizer Steuerzahler die Hälfte. Für den Rest sollen private Sponsoren aufkommen. Dieser Anteil ist tatsächlich bescheiden.

Keine saubere Vernehmlassung

Der Bundesrat hat die Vernehmlassung zur Kandidatur im Schnellzugstempo durchgepeitscht und letzte Woche die „Botschaft“ verabschiedet. Einzig die BDP mochte die Defizitgarantie vorbehaltlos gutheissen. Sie will der Heimat von Eveline Widmer-Schlumpf rund eine Milliarde Franken „Subvenziuns“ aus dem Unterland zuhalten. Alle anderen Parteien waren kritisch. Einige haben sich klar ablehnend zur Vorlage geäussert.

Apropos Milliarden: Das Internationale Olympische Komitee IOC behält, ganz unbescheiden, den Löwenanteil der kolossalen Einnahmen aus den Marketing- und TV-Rechten bei sich.

Das ist so, und daran ändern die von den Olympia-Promotoren bestellten Umfragen und Studien nichts. Eine davon behauptet gar, dass die Spiele für private Schweizer Unternehmen zu einem Milliardengeschäft würden. Bei dieser tollen Aussicht müssten die Sponsoren Schlange stehen. Sie tun es nicht.

Garantiert vom Geldsegen profitiert die Sportmarketing-Agentur InfrontRingier. Sie bemüht sich um die Sponsoringmittel. Zudem hat sie sich das „Erstverhandlungsrecht“ gesichert für den Fall, dass St. Moritz den Zuschlag erhält. Kein Wunder, ist die „Blick“-Gruppe Feuer und Flamme für die umstrittene Mammutveranstaltung. Bei Ringier versteht man sich auf Jubelberichterstattung im Sport – noch mehr, seit einige Spitzensportler im Konzern unter Vertrag stehen.

Riesengeschäft für Ringier

2022 käme endlich einmal die ganze Wertschöpfungskette vom Mega-Event über die Sportpromis, bis zur medialen Vermarktung zum Tragen. Gerade am Freitag hat der „Blick“ mit einem ganzseitigen Inserat für eine Leserreise nach Lillehammer ein Beispiel für dieses Konzept geliefert.

Auch die „NZZ“ zeigt sich als Anhängerin der Spiele. Und Fernsehboss Roger de Weck freut sich auf die Live-Schaltungen ins Champagner-Klima. Da können auch viele Politiker nicht anders als Beifall klatschen.

Vereinzelte linke und viele bürgerliche Parlamentarier werden es nicht wagen, sich den mächtigen Medienhäusern und Olympia-Turbo de Weck in den Weg zu stellen. Andere Parlamentarier sind einfach Sportfans. Sie werden nicht mit kühlem Kopf entscheiden und die Olympia-Milliarde letztlich absegnen.

Morgiger Entscheid im Bündner Parlament

Morgen Montag wird das Bündner Parlament dem überdimensionierten Anlass den Weg ebnen. Sollten im kommenden März auch die Bündner Stimmbürger den Verlockungen der Ringe erliegen, so könnte das Okay aus Bern zur Formsache werden. Dann wäre es an den IOC-Funktionären, sich für das luxuriöse St. Moritz und die Milliarde aus Bern zu entscheiden – oder für andere Reize einer Mitbewerberin.

Wenn aber die „Host City“ St. Moritz die Winterspiele im Jahr 2022 durchführen darf, wird so manch ein politischer Sportfan als Gast mitfeiern.

Nach dem Löschen der olympischen Flamme wird der grosse Kater folgen, mit der Feststellung von allerlei Mehrkosten nämlich. Diese neuen Defizite werden von den Steuerzahlern zu berappen sein. Das sind die Menschen, welche mit Ausnahme der Bündner nie etwas zur Olympia-Kandidatur zu sagen hatten.

Mit einem Nein am 3. März 2013 können uns die Bündner Stimmbürger diesen Katzenjammer ersparen.

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