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Sechs Wochen Ferien für alle?

veröffentlicht am Donnerstag, 16.02.2012

Diverserse Zeitungen und Radiostationen


Ich trat an verschiedenen Orten gegen die Initiative von TravailSuisse auf. Die Gewerkschafter wollen "Sechs Wochen Ferien für alle". (Die Medien übernahmen die Argumente der Befürworter und der Gegner und berichteten in den letzten Wochen gut und ausführlich zum Thema):

Warum ich denke, dass das keine vernünftige Sache wäre, sehen Sie am Beispiel meines gestrigen Podiums gegen einen Gewerkschafter.

Hier mein Vortrag:

"Sie können es jeden Tag in den Zeitungen lesen:

Sofortmassnahmen, um den Franken zu schwächen und Sofortmassnahmen, um den Euro zu stärken, seien absolut nötig. Sonst gehe es mit unserer Wirtschaft abwärts.

Die wirtschaftliche Lage ist ernst, zum Teil dramatisch. Auch in den soliden Ländern von Nord- und Mitteleuropa. Und, als leider logische Folge, in der Schweiz.

Die Arbeitslosenraten steigen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat auch Länder wie Frankreich und Österreich herabgestuft. Das heisst, wenn man ihnen Kredite gibt, ist es nicht mehr sicher, dass man das Geld zurückerhält. Warum das? Sie haben in den letzten Jahren über die Stränge geschlagen und zu viel ausgegeben.

Gerade gestern hat "Moody's", eine andere der weltweit drei grössten Ratingagenturen, sechs weitere EU-Länder noch weiter herabgestuft, als sie es ohnehin schon waren, nämlich Italien, Portugal, Spanien, Malta, Slowenien und die Slowakei.

Warum steht unsere Wirtschaft besser da als in den Ländern um uns herum? Ein ganz wichtiger Grund dafür ist, dass wir viele kleine und mittlere Betriebe haben. Mehr als zwei Drittel der Leute arbeiten bei uns in einer KMU. Genau diese Firmen und die Leute dahinter schaffen Stabilität und sichern Arbeitsplätze. Die Unternehmen haben Chefs, welche auch in schwierigen Zeiten hinter ihren Angestellten stehen.

Und – es ist auch umgekehrt so. Die Arbeiter, die Angestellten gehen vielfach für ihre „Bude“ durch das Feuer. Das gibt es fast nur bei uns. Ich glaube, dass ich vergleichen kann; ich habe in 18 verschiedenen Ländern gearbeitet.

Was macht eigentlich das „Modell Schweiz“ aus, was ist das Besondere daran? Es ist die direkte Demokratie. Wegen dieser Staatsform sind es sich die Schweizer gewohnt, auf allen Stufen Verantwortung zu tragen. In der Familie, am Arbeitsplatz, in einem Verein. Das, geschätzte Bündner SVPler, macht den Unterschied aus.

Und noch etwas. Wir Bürger haben in Volksabstimmungen immer wieder bestätigt, dass wir sinnvolle Rahmenbedingungen für die Wirtschaft wollen. Wir haben nämlich für drei ganz entscheidende Voraussetzungen in unserem Land gesorgt:

1.      Wir haben eine relativ unbürokratische Verwaltung.

2.      Wir haben einigermassen zahlbare Steuern.

3.      Ein gutes Verhältnis zwischen den Sozialpartnern, also zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, ist bei uns der Regelfall.

Das ist nicht nur in den kleinen und mittleren Betrieben so – der Umgang miteinander ist auch in den grossen Firmen meistens anständig. Aus diesen Gründen sind wir trotz der – im internationalen Vergleich – hohen Löhne ein Wirtschafts- und Werkplatz, der weltweit an der Spitze dabei ist.

Aber wir müssen dran bleiben. Wir müssen unsere Spitzenposition jeden Tag erkämpfen und verteidigen. Gegen die Konkurrenz aus dem Ausland. Aber auch gegen Träumer aus dem Inland. Das müssen wir auch heute tun. – Und am 11. März, wenn linke Kreise um Travail Suisse der Vernunft an das Lebendige wollen.

Ihr wisst, wer der oberste Gewerkschafter in der Schweiz ist, der Präsident vom Gewerkschaftsbund? Der gleiche Mann ist auch Alterspräsident im Parlament in Bern. Er hat am 5. Dezember 2011 zur Eröffnung der neuen Legislatur, übrigens dem ersten „Berner Arbeitstag“ von Eurem Präsidenten, Nationalrat Heinz Brand, eine Klassenkampfrede in der Bundesversammlung gehalten.

Wenn sich die Ideen von Paul Rechsteiner und seinen Kompagnons durchsetzen, haben bald ganz viele Leute in der Schweiz 52 Wochen lang nichts mehr zu tun! Die Frage ist nämlich: Haben wir Arbeit? Oder haben wir keine Arbeit?

Wir können nur dann mit Erfolg wirtschaften, wenn wir motivierte Leute in den Betrieben haben. Und zwar auf allen Stufen. Das ist heute so, auch wegen der guten Sozialpartnerschaft. Das bringt uns vorwärts, nicht staatliche Regulierung.

Geschätzte Delegierte. Miteinander vernünftige Lösungen suchen und finden. Das macht den Kanton Graubünden und unser Land aus. Sinnvolle Lösungen, hinter die alle stehen können, sind besser als zentralistische Vorschriften. Darum setzt unser Land seit 100 Jahren mit Erfolg auf eine faire Sozialpartnerschaft.

Die Schweizer Arbeitnehmer haben Anspruch auf vier Wochen bezahlte Ferien. Jede Branche und jeder Betrieb kann etwas anderes abmachen. Das ist die Regelung, welche sich bewährt hat. Heute hat jemand im Schnitt viereinhalb Wochen bezahlte Ferien, wenn er unter 50 ist. Und fünfeinhalb Wochen, wenn er über 50 ist. Die Feiertage kommen dazu.

Das, was die Gewerkschaften wollen, würde im Jahr sechs Milliarden Franken zusätzlich kosten. Zwei Wochen mehr Ferien würden eine Zusatzbelastung von vier Prozent vom Jahreslohn ausmachen. Das liegt nicht drin. Wir haben schon heute eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Für unsere KMU und ihre Mitarbeiter wären sechs Wochen obligatorische Ferien katastrophal schlecht. Noch mehr Einkäufer würden und müssten von unseren Betrieben auf billigere ausländische Zulieferer ausweichen.

Das würde zu weniger Arbeitsplätzen in der Schweiz führen. Um das zu verstehen, muss man kein Wirtschaftsprofessor sein. Ich bin froh, dass die SVP-Leute einen gesunden Menschenverstand haben und wissen, wie die Schweiz ihren Wohlstand erschaffen hat. Nämlich mit Arbeit.

Jetzt sagen die Promotoren der Initiative, dass all das auf Kosten von unserer Gesundheit ginge. Ist das wirklich so? Die Antwort ist klar und mit der neusten OECD-Studie belegt: Nein.

Wo leben die Menschen am längsten? In Japan, nämlich im Schnitt 82.7 Jahre lang. Dann kommt die Schweiz mit 82.2 Jahren. Dann Deutschland mit 80.2 Jahren. In keinem von diesen Ländern verordnet der Staat mehr als vier Wochen Ferien. Sagen wir es deutsch und deutlich: Wohlstand wird nicht im Liegestuhl erschaffen. Und man wird auch nicht älter, wenn man zu viel am Strand herumliegt.

Sind die Leute in den Ländern mit überlangen Ferien, wenn sie schon weniger lang leben, wenigstens weniger krank? Nein. In allen Ländern in Europa, wo die Arbeitnehmer weniger arbeiten und mehr Ferien haben, fallen die Arbeitnehmer mehr aus. Im Schnitt sind sie zwei Mal länger krank als bei uns.

Nehmen wir ein Beispiel: Finnland ist zusammen mit Frankreich der ferientechnische Europameister. Dort gibt es pro Jahr 40 bezahlte Ferien- und Feiertage. Das ist Gesetz. (In der Schweiz sind es 29.)

Der Finne ist im Jahr 8 ½ Tage krank. Das macht fast zwei Jahre auf ein Arbeitsleben! Auch der portugiesische Arbeitnehmer hat viel mehr Ferien als der Schweizer. Mit welcher Wirkung auf die Gesundheit? Er ist im Schnitt noch länger krank als der Finne.

Ich könnte Euch Dutzende Beispiele auflisten. Alle widerlegen die Argumente, welche sagen, dass Arbeit krank macht.

Ich will, dass es uns in der Schweiz gut geht. Das ist der Grund, warum ich vor acht Jahren im St. Galler Kantonsrat mit der Politik angefangen habe.

Das ist der Grund, warum für mich nie eine andere Partei als die SVP in Frage gekommen ist. Wegen all dem, was ich gesagt habe, habe ich eine Bitte an Euch: Setzt heute und am 11. März ein klares Zeichen.

Zeigen wir, dass wir für sichere Arbeitsplätze in der Schweiz und im Bündnerland sind.

Zeigen wir heute, dass wir für eine vernünftige, intelligente und faire Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind.

Zeigen wir heute, dass Euer Kanton den bürgerlichen Kompass nicht verloren hat.

TravailSuisse und die anderen Gewerkschaften wollen – gegen das Gewerbe, gegen die Sicherung der Arbeitsplätze und gegen die Vernunft – sechs Wochen obligatorische Ferien für alle.

Zeigen wir heute, dass wir eine SVP mit verantwortungsvollen Mitgliedern und Delegierten sind.

Zeigen wir heute, dass die Angestellten, die Handwerker und die Arbeiter in diesem Saal gegen das süsse Gift des Sozialismus immun sind.

Eine Information, nur nebenbei. Doch gerade in der „Ferienecke der Schweiz“ ist sie sehr wichtig: Die beiden Branchenverbände „GastroSuisse“ und „hotelleriesuisse“ haben sich gegen die Initiative ausgesprochen.

Sagen wir also nein zu dieser trügerischen Vorlage, welche Arbeitsplätze nicht nur gefährdet, sondern vernichtet! Danke!"

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