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Büchel-Kolumne im LEADER: In Taiwan geht die Post ab
veröffentlicht am Freitag, 24.09.2010
Erschienen in: Unternehmermagazin LEADER, Ausgabe September 2010
Die Würfel sind gefallen, der Schweizer Bundesrat ist neu bestellt. Was die Sieben drauf haben, wird sich herausstellen. Als Unternehmer auf die Politiker zu warten, lohnt sich nie. Das ist klar. Für den LEADER verlassen wir deshalb die enge Welt der heimischen Politik und deren Grenzen. Die Reise führt dorthin, wo die Post abgeht. Nach Taiwan.
Der bisherige Bundesrat hat sich stark auf Europa, die USA und die Volksrepublik China konzentriert. Trotzdem lassen wir es uns nicht nehmen, den Horizont zu erweitern. Zum Voraus: Es wird Überraschungen geben. Weil wir heute nüchtern analysieren. Und uns nicht von „gefühlten“ Annahmen leiten lassen.
Vorausschauend zu agieren, ist für jedes Überleben notwendig. In der Wirtschaft gibt es keine Alternativen zum Grundsatz „gouverner c’est prévoir“. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen müssen ihn leben. Sonst sind sie subito weg vom Fenster.
Vorurteile adieu
KMU-Chefs brauchen präzise Zahlen und konkrete Fakten als Grundlage für unternehmerische Entscheide. Aber auch, um Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Solche grassieren zum Osten. Zum hiesigen und zum fernen: zur Ostschweiz und zu Taiwan. Die Fehlschlüsse, die zur östlichen Schweiz gezogen werden, kennen Sie. Kommen wir also zur boomenden Insel Taiwan, der „Republic of China“. Sie ist bei weitem kein Schwellenland. Auch dann nicht, wenn jenes Vorurteil in manchen Köpfen verankert ist.
Im „WEF Global Competitive Index“ hat sich die aufstrebende Volkswirtschaft nochmals um fünf Ränge hochgearbeitet und ist neu auf Platz 12 der Weltrangliste. Direkt vor Grossbritannien, Norwegen, Australien, Frankreich und Österreich! Und meilenweit vor der Volksrepublik China und den häufig überschätzten Ländern im Osten Europas.
Vorwärts, aufwärts
In welche Richtung steuert die Wirtschaft des Landes mit seinen 23 Millionen gut gebildeten Einwohnern? In diesem Jahr wird das Wachstum gut 8 % betragen. Wie sieht die aktuelle Handelsbilanz mit der Schweiz aus? In den ersten sieben Monaten dieses Jahres nahm unser Export um 39 % zu, im Rheintal um sagenhafte 148 %! Wir verkaufen jährlich Waren für einen Milliardenbetrag nach Taiwan. Umgekehrt macht der Import weniger als die Hälfte aus.
Ausgesprochen positiv ist: Wir exportieren grösstenteils Maschinen und High-Tech-Produkte nach Asien. Erzeugnisse also, wie wir sie in der Ostschweiz in höchster Qualität herstellen. Allein in SG, TG, AR und AI erreichen wir deshalb mit Taiwan einen Handelsbilanzüberschuss von Dutzenden Millionen Franken jährlich.
Sehr gut ist: Das (ehemals angespannte) Verhältnis zwischen China und Taiwan hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert. Noch besser ist: Es geht weiter so. Ein gewichtiger Grund für uns Ostschweizer, noch intensiver mit diesem Land und seinen fleissigen, offenen und anständigen Menschen zu geschäften.