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Die Sprachenvielfalt habe ich zuerst hier im Rheintal erlebt (Roland Rino Büchel)

veröffentlicht am Freitag, 06.08.2010

Tribune de Genève, 24 heures


"Mein Dialekt"

Nachfolgend ein Artikel, welcher in der jeweiligen Samstag/Sonntag-Ausgabe der beiden grossen Westschweizer Zeitungen "Tribunde de Genève" und "24heures" erschien. Bundeshausjournalist Romain Clivaz befragte in einer sechsteiligen Sommerserie sechs Personen zu ihren Dialekten und weshalb sie sich so eng mit ihrer Muttersprache (der Mundart) verbunden fühlen. Darunter sind Pirmin Zurbriggen und Emil Steinberger sowie der Regierungspräsident von BS, Dr. Guy Morin und Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät.

Der Grafiker von "24heures" hat mir eine grosse Freude bereitet - Bâle, Zurich, Lucerne, Saint-Gall und Coire in kleiner Schrift, das rheintalische Oberriet hingegen gut lesbar fett gedruckt (links oben im ersten Artikel).

Die Übersetzung des Artikels ist weiter unten zu finden: 

La diversité linguistique, (Roland Rino Büchel) "La diversité linguistique" (Roland Rino Büchel im 24 heures)


 "La diversité linguistique" (Roland Rino Büchel)

"La diversité linguistique" (Roland Rino Büchel)


Vielsprachig, Globetrotter, der SVP-Nationalrat ist vor allem ein waschechter Rheintaler. 

ROMAIN CLIVAZ  

«Ich erinnere mich an meinen ersten Fussballmatch im St. Galler Espenmoos“, lacht Roland Büchel (45). Die Fans aus der Stadt riefen „Hopp San Galla“ mit einem ganz anderen Akzent als wir aus dem Rheintal. Für mich als kleiner Bub war das eine ganz neue Erfahrung mit der Sprache.“

Für den aufgestellten Oberrieter ist sein Dialekt auf keinen Fall mit demjenigen der Stadt zu verwechseln. Die Art, wie die Stadtsanktgaller reden, gefällt vielen Deutschschweizern ganz und gar nicht. Die wenig melodiöse Sprache erinnere an das Krächzen der Krähen, sagen die ganz bösen Zungen.

Für den SVP-Nationalrat ist eines klar: „Der Rheintaler Dialekt ist der herzlichste in dieser Gegend“. Er versichert dies, während er das grandiose Panorama geniesst, das der gut 1'000 Meter hohe Montlinger Schwamm bietet. Unter unseren Augen das Rheintal, das österreichische Vorarlberg im Osten sowie, weiter nördlich, Bayern und der Bodensee.

Die Pflege der Dialekte war ihm schon im Sankt Galler Kantonsrat wichtig, bevor er im März 2010 nach Bern kam. Zusammen mit einem Kantonsrat der Grünen Partei hat er mittels Interpellation die Regierung eingeladen, „mehr zu machen, um zu den kulturellen Schätzen, die in ihrer Vielfalt gefährdet sind, Sorge zu tragen.“ Auch wenn er von der Antwort des Regierungsrates nicht begeistert war, „so anerkennt sie doch die Wichtigkeit der Vielfalt der Dialekte und bestätigt konkrete unterstützende Massnahmen.“

Diese Freude an der Mundart scheint in einem Widerspruch zu seiner internationalen Tätigkeit zu stehen. So hat er, unter anderem für das konsularische Korps, in Buenos Aires, Marseille, Tokyo oder in Port of Spain (Trinidad & Tobago) gearbeitet.

„Absolut nicht. Warum soll das widersprüchlich sein? Du kannst deine Region und ihre Traditionen gerne haben und trotzdem neue Horizonte entdecken wollen“, stellt der bemerkenswert Polyglotte klar. Neben Deutsch beherrscht er Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch.

„Die sprachliche Vielfalt habe ich zuerst hier bei uns erlebt. Vor etwa vierzig Jahren hatte noch jedes Dorf seinen Dialekt. Das ist heute leider nicht mehr so ausgeprägt der Fall. Auch wenn wir in europäischen Fragen sehr skeptisch sind, wissen wir Rheintaler, dass die Globalisierung eine Realität ist. Die Grenze ist für uns etwas ganz Normales, Alltägliches. In vielen Bereichen ist der Austausch mit dem angrenzenden Vorarlberg und Liechtenstein sogar wichtiger als derjenige mit der Stadt St. Gallen. Und die vielen High-Tech-Firmen zwischen Sargans und Altenrhein exportieren in die ganze Welt.“

Roland Büchel, ein Passionierter des Fussballs, kontert in einem exzellenten Französisch: „Ich lade die Westschweizer ein, selbst herauszufinden, dass das Rheintal kein Indianer-Reservat ist. Und wie in allen Ländern, die ich besucht habe, helfen Ihnen die Leute, wenn der Gast sich bemüht, ihre Sprache zu sprechen. Hier bei uns, wenn es denn nicht anders geht, sogar auf Hochdeutsch...“

Und um seine Mitbürger aus der Westschweiz zu beruhigen, erzählt er, mit strahlenden Augen, seine eigene Erfahrung: „1985, nachdem ich in Rolle (VD) einen Sprachkurs belegt hatte, ging ich nach Genf um zu arbeiten. In der Schule und im Büro hatte ich wohl gelernt, einen Geschäftsbrief zu schreiben. Doch ich war kaum in der Lage, in einer Beiz ein Bier zu bestellen.“

Nachdem er die Bank, die ihn in ein Deutschschweizer Team steckte, verlassen hatte, machte er verschiedene temporäre Jobs, „um das Französisch der Menschen zu lernen. Während einer Sommersaison arbeitete ich für die Seilbahnen, die auf den Gletscher von Diablerets führen. Es war wunderbar. Alle kamen auf ihre Rechnung. Ich lernte die Sprache, und die Welschen hatten einen Deutschschweizer „Chrampfer“. Das geht doch auch umgekehrt, oder?“

 

Kästchen: "En 3 phrases - In drei Sätzen"

Roland Büchel ist viel in der Welt herumgekommen, um das Sponsoring von Skiwettkämpfen und Fussballmeisterschften zu organisieren. Dazu kommt ihm der Mundartbegriff "Gufara" in den Sinn, Koffer auf Hochdeutsch. "Ich bin immer gerne in die Welt hinausgereist. Wir können wieder zurückkehren. Unsere Vorfahren hatten nicht immer die Wahl und mussten in die Städte oder sogar bis nach Südamerika auswandern."

Weitere Begriffe, die ihm gefallen: "Oberluft", also der Föhn, der aus dem Süden kommt und "Underluft", die Bise, die aus dem Norden bläst. "Für die Velofahrer kommen sie selten aus der richtigen Richtung", spasst Roland Büchel, bevor er einige Dialektbegriffe aus der Zeit Napoléons erwähnt: "Botschmpr" für "pot de chamrbre" (Nachttopf), "schalou" für "jaloux" (eifersüchtig) oder "touschour" für toujours (immer, immer wieder).

Gemäss den Experten gibt es die folgenden grossen Ostschweizer Dialekte: die Gasterländer (um Schwyz und Glarus), Zürcher Oberländer, Toggenburger, Rheintaler, Sarganserländer und die Stadtsanktgaller Mundart. 


 

«La diversité linguistique, je l’ai d’abord vécue ici»

Polyglotte, globe-trotter, l’élu UDC est avant tout un Rheintaler pur sucre. 

ROMAIN CLIVAZ  

«Je me souviens de mon premier match de football dans les tribunes du fief du FC Saint-Gall, l’Espenmoos, sourit Roland Büchel (45ans). Les supporters de la ville ne scandaient pas Hopp San Galle avec le même accent que nous, ceux du Rheintal. Comme gamin, ce fut une découverte.» Pour le jovial habitant d’Oberriet, pas question de confondre son dialecte avec celui du chef-lieu. Un parler que nombre d’Alémaniques raillent volontiers. Peu mélodieux, il ressemblerait à des croassements de corbeaux, selon les plus médisants.

Pour le conseiller national UDC, les choses sont entendues. «Notre dialecte est le plus chaleureux de la région», assène-t-il en contemplant le panorama grandiose qu’offre le Montlinger Schwamm, montagne qui trône à plus de 1000mètres d’altitude. Sous nos yeux la vallée du Rhin, le Vorarlberg autrichien à l’est, puis, plus au nord, la Bavière et le lac de Constance.

La défense de sa langue, ce consultant en manifestations sportives en a fait sa cause au Grand Conseil saint-gallois, avant son arrivée à Berne en mars 2010. Aux côtés d’un élu Vert, il a déposé une interpellation enjoignant le gouvernement «d’en faire plus pour soigner ces trésors culturels menacés dans leur diversité.» Si la réponse du Conseil d’Etat ne l’a pas enthousiasmé, «elle a eu le mérite de reconnaître l’importance de ces particularismes, et de confirmer certaines mesures concrètes de soutien.»

Un culte du dialecte qui semble entrer en contradiction avec un parcours aussi international, au cours duquel il a œuvré notamment au sein du corps consulaire à Buenos Aires, à Marseille, à Tokyo ou encore à Port of Spain (Trinité-et-Tobago). «Absolument pas. En quoi serait-ce contradictoire? On peut aimer sa région, ses traditions, tout en découvrant d’autres horizons», proteste ce remarquable polyglotte, qui, en plus de l’allemand, maîtrise le français, l’italien, l’espagnol et l’anglais. «La diversité linguistique, je l’ai d’abord vécue ici. Il y a une quarantaine d’années, chaque village avait son dialecte. C’est malheureusement moins le cas aujourd’hui. Et même si, sur les questions européennes, nous, gens du Rheintal, sommes sceptiques, l’ouverture sur le monde est une réalité. Nous vivons la frontière au quotidien. Les échanges sont même plus importants avec le Vorarlberg et le Liechtenstein qu’avec la ville de Saint-Gall. Et les nombreuses entreprises de hautes technologies implantées entre Sargans et Altenrhein exportent partout dans le monde.»

Passionné de football, Roland Büchel contre-attaque dans un excellent français: «J’invite les Romands à venir se rendre compte par eux-mêmes que la vallée du Rhin n’est pas une réserve d’Indiens. Comme dans tous les pays que j’ai visités, les gens vous aideront si vous faites un effort dans leur langue. Même en Hochdeutsch (allemand standard), ici.»

Et pour rassurer ses compatriotes d’outre-Sarine, il raconte, le regard pétillant, sa propre expérience: «En 1985, après avoir suivi des cours de français à Rolle, je suis allé travailler à Genève. Je savais écrire une lettre commerciale, mais même pas commander une bière.» Quittant la banque qui l’avait placé dans une équipe germanophone, il enchaîne les petits boulots, «pour apprendre le français avec les gens. J’ai poussé les cabines aux remontées mécaniques des Diablerets durant un été. C’était génial! Tout le monde y trouvait son compte. J’apprenais la langue. Et les Romands avaient un bon Suisse allemand travailleur sous la main. Ça doit bien être possible de faire cela en sens inverse, non?»

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