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Hundefleischesser? - eine Rheintaler Antwort
veröffentlicht am Donnerstag, 12.06.2008 11.48 Uhr
NZZ am Sonntag, Rheintalische Volkszeitung
"Wir Hundefleischesser?"
von Roland Rino Büchel
Rheintaler ist, wer Stumpen raucht und Hundefleisch isst. Zumindest für diejenigen, welche der NZZ am Sonntag glauben. Dieses Blatt schreibt von sich selbst: „Die NZZ am Sonntag richtet sich an ein anspruchsvolles Publikum, welches auch am Sonntag nicht auf kompetenten, glaubwürdigen Journalismus verzichten möchte.“
Ihr „anspruchsvolles Publikum“ durfte am letzten Sonntag viel „Kompetentes“ über Oberriet erfahren. Zum Beispiel, dass „in solchen Landgemeinden Leute mit dem Stumpen im Gesicht“ leben. Was heisst das? Der Autor erklärt es so: „Steht bildhaft für Hinterwäldler, Modernisierungsverlierer, Hundefleischesser, Ringerrueche, Ribelmais tagein, tagaus ... “
Weshalb kamen Oberriet und das Rheintal zu dieser Reportage? Weil die Bürger anders abstimmen als die Menschen aus den Städten? Der Journalist schreibt vorwurfsvoll: „So etwa hat im Gegensatz zur Schweizer Mehrheit das St. Galler Rheintal die Einbürgerungsinitiative angenommen. Die grosse Gemeinde Oberriet gar im Verhältnis von zwei zu eins.“ Wir sind also die bösen Buben der Demokratie.
Zum Artikel gibt es auch ein halbseitiges Bild. Da raucht ein Bärtiger eine „Krumme“. Darunter heisst es in fetten Buchstaben: „Die Stumpen-Schweiz steht für Landregionen, in denen die Menschen erzkonservativ und SVP-gläubig sind.“ Daneben steht auf mehr als einer Seite über das Rheintal einiges – und über Oberriet folgendes: „Der geografische Stumpen der Nordostschweiz ist SVP-Land, Nationalrätin Jasmin Hutter aus dem benachbarten Altstätten die Galionsfigur.“
Die Eichberger sollten es dem Reporter nicht krumm nehmen. Der traut den „anspruchsvollen“ NZZ-am-Sonntag-Lesern offenbar nicht zu, ihren Wohnort, die Gemeinde Eichberg, von Altstätten zu unterscheiden. Solche Details sind ihm unwichtig. Weil für ihn sowieso alle Rheintaler „einen Stumpen im Gesicht“ haben.
Auch über SVP-Kantonsrat Büchel weiss der Mann einiges. Woher? Schwer zu sagen. Mit mir hat er kein Wort gesprochen. Offenbar geht es ihm gegen den Strich, dass von mir zu lesen war, dass ich es nicht gut finde, wenn EU-Richter den Vorarlbergern den Bau einer wichtigen Strasse verbieten – und es deshalb auf beiden Seiten des Rheins zu Staus kommt. Solche Tatsachen sind für EU-Befürworter unangenehm; die darf man nicht aussprechen.
Dafür muss der Welt mitgeteilt werden, dass wir Rheintaler unsere Hunde nicht nur füttern sondern auch „futtern“. Bei mir persönlich stimmt dies. Der Journalist kann das jedoch kaum gewusst haben. Es war im Jahr 2000, auf einer Geschäftsreise wegen der Fussball-Weltmeisterschaft in Korea und Japan, und zwar in einem gehobenen Restaurant in Seoul. Man sagte mir erst nach dem Essen, dass es neben Chicken auch „Wauwau“ auf dem Teller hatte.
Im Rheintal stehen weder „Fido“ noch „Waldi“ auf der Speisekarte. Wir ziehen Rind-, Schweine- oder Pouletfleisch dem „Hündigen“ vor. Das ist so und bleibt so. Auch wenn es ein auswärtiger Reporter anders sieht.
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Auf meine direkte Anfrage antwortete Chefredaktor Dr. Felix E. Müller differenziert und ehrlich. Es ist wohl auch ihm klar, dass sein Journalist Jost Auf der Maur zu Oberriet und dem Rheintal einen katastrophal recherchierten Stuss zusammengeschrieben hat. - Hier der wörtliche Kommentar (leider war davon in der Zeitung nichts zu lesen):
Was Jost Auf der Maur versucht hat, war das, was wir unter Journalisten eine Thesengeschichte nennen. Man entwickelt eine Hypothese und versucht, diese in der Praxis zu überprüfen. Es liegt in der Natur der Sache, dass unter solchen Umständen eher pauschal argumentiert werden muss. Damit liegt auch auf der Hand, dass die These im Detail immer mal wieder auch nicht zutreffen kann. Wenn man solche Geschichten aber mit zu vielen Relativierungen und Korrekturen versieht, verflüchtigt sich die Aussagekraft der ursprünglicheh These. Es gibt keinen Zweifel, dass es das gibt, was wir "Stumpenschweiz" genannt haben. Doch ob das Rheintal dazu gehört, ist möglicherweise doch fraglich. Ich hoffe jedoch, dass Sie sonst und weiterhin Freude an der "NZZ am Sonntag" haben...
Hier also die "Thesengeschichte" - bleibt zu hoffen, dass das die Leser auch so verstanden haben: