Montlingen. Nach einem Hoch auf Roland Rino Büchels Geburtstag kehrte auf dem von Andreas Müller souverän geleiteten Podium schon bald die Realität der Politik ein, und damit trafen auch unterschiedlichste Meinungen aufeinander.
Unzimperlicher Kantonsrat
Nachdem die vier Kandidierenden kundgetan hatten, was für Beweggründe sie für eine Kandidatur in den Stände- bzw. Nationalrat haben, zeigte Roland Rino Büchel auf, dass er sicher ein dickes Fell habe und Einiges einzustecken gewohnt sei. Dass er gemäss «St. Galler Tagblatt» ein unzimperlicher Kantonsrat sei, ehre ihn zwar. Dass er aber als Rassist hingestellt werde, nur weil er in einem Vorstoss im Parlament die Frage aufgeworfen habe, ob es sein könne, dass ein arbeitsloser Ägypter allenfalls mit Arbeitslosenunterstützung eine Ausbildung zum Piloten machen könne, sei eine Riesenschweinerei.
Zum Thema Ausländer und Jugendkriminalität waren sich alle Kandidaten einig, dass ein Problem vorliege, das einer Lösung bedürfe. Toni Brunner forderte eine Verschärfung des Jugendstrafrechts. Man dürfe aber nicht alle in denselben Topf werfen, erklärten Albert Nufer und Kathrin Hilber. Die Sippenhaftung dürfe auf keinen Fall die Lösung sein. Trotzdem war man sich am Podium einig, dass die Lösung vermehrt in der Erziehung, im Elternhaus, liege.
Roland Rino Büchel wies zudem darauf hin, dass es beim Familiennachzug von Ausländern wichtig sei, dass die Kinder möglichst früh integriert würden. Bei einem Nachzug erst im jugendlichen Alter seien sie hier chancenlos, und dies führe dann eben zu vermehrter Jugendkriminalität und zur Gewalt. Toni Brunner warnte davor, dass fremde Kulturen das Gesetz unterlaufen.
Missbräuchen Einhalt gebieten
Einig waren sich die Kandidaten auch beim Thema Sozialversicherungen. Kathrin Hilber zeigte auf, dass die AHV noch für mehrere Jahre als gesichert gelte. Hingegen die IV benötige dringend eine Finanzspritze. Toni Brunner warf der SP vor, dass die Linke die IV-Revision bekämpft habe. Mit heutiger Praxis könne die IV nicht gehalten werden.
Albert Nufer rügte, dass sich im Parlament vor den Wahlen wohl alle davor gedrückt hätten, sich der Verantwortung zu stellen und forderte, dass die Reichen mehr zur Kasse gebeten werden sollen.
Roland Rino Büchel ermahnte dazu, dass zuerst der Laden aufgeräumt werden müsse, und erst danach das Geld eingeschossen werden dürfe.
Einmal in Bern will Kathrin Hilber in erster Linie für den Kanton das Beste herausholen und nicht das, was für die Partei gut ist. Toni Brunner will auch das erreichen, was dem Kanton St. Gallen am meisten nützt.
Keinen EU-Beitritt wünschten Albert Nufer, Roland Rino Büchel und Toni Brunner. Die Bilateralen seien vorerst die beste Lösung für die Schweiz. Es bestehe kein Handlungsbedarf. Nur Kathrin Hilber vertrat, dass der EWR-Beitritt hätte angenommen werden müssen. Die Verträge der Bilateralen seien immer wieder neu auszuhandeln. Dabei müsse aber frühzeitig erkannt werden, wenn die Bilateralen nicht mehr so gut seien.
Das Publikum diskutierte mit
In der angeregten Diskussion ging es nochmals um die Jugendkriminalität und um den EWR. Dabei wurde die Ansicht vertreten, dass die Schweiz mit einem EWR-Beitritt heute bereits in der EU angekommen wäre. In diesem Zusammenhang wurde auch aufgezeigt, wie die Bauern in Deutschland und Österreich zunehmend verarmen.
Weitere Voten galten den Tumulten in Bern vom Wochenende, dem Defizit im Datenschutz, dem fehlenden Anreiz für erneuerbare Energien oder dem Stimmrechtalter 16. Zu letzterem vertrat Albert Nufer, dass er dies begrüssen würde. Roland Rino Büchel aber vertrat die Meinung, dass Pflichten und Rechte deckungsgleich sein müssten.
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