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Roland Rino Büchel - Unerschrocken und unbequem
veröffentlicht am Donnerstag, 06.09.2007 14.52 Uhr
Rheintaler Bote
Roland Rino Büchel aus Oberriet ist ein unerschrockener Politiker,
der weiss, was er will, aber auch sehr unbequem sein kann.
In vier Kontinenten tätig
Dabei war die politische SVP-Laufbahn beim heute 42-jährigen Rheintaler keineswegs vorgezeichnet. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung bei der «Biene» und schloss als aufgeweckter junger Mann mit der Spitzennote von 5,7 ab. Anschliessend absolvierte er die HWV, lernte Sprachen während der Arbeit in verschiedensten Ländern, um dann im diplomatischen Dienst die halbe Welt kennen zu lernen. Für Spezialaufgaben wurde er unter anderem nach Venedig, Paris, Marseille und Mailand geschickt. Doch am besten gefiel es ihm in Argentinien. Büchel schwärmt von diesem Land.
Dann eroberte er für sich das Sportmarketing, das er über Aufträge in Botschaften und Konsulaten kennen lernte. Er vermarktete Fussballturniere in grossem Stil. Sein aussergewöhnlicher beruflicher Leistungsausweis erstreckt sich über vier Kontinente. Wieder in der Schweiz, kandidierte er für den Kantonsrat, obwohl ihm das abgeraten wurde.
Man sagte ihm, seine Kandidatur sei hoffnungslos, er werde sicher nicht gewählt. Aber er wurde auf Anhieb gewählt, ohne eine «Ochsentour» über Schul- und Gemeinderat gemacht zu haben. Und jetzt strebt er bereits nach Höherem, eben nach einem Nationalratsmandat.
Markus Rauh im Visier
Bekannt geworden ist Büchel vor allem wegen seiner hartnäckigen Angriffe auf Markus Rauh, die von Regierungsrat Peter Schönenberger aufs Schärfste zurückgewiesen wurden. «Man hat mir aber meine Fragen nicht beantwortet», meint Büchel lapidar dazu. Es gehe ihm eigentlich gar nicht um die Person Markus Rauh, betont er, sondern um seine Mandate, die er abgeben sollte.
Inzwischen hat Markus Rauh die meisten Mandate abgelegt, so auch jenes im Verwaltungsrat der St.Galler Kantonalbank, so dass Büchel eigentlich zufrieden wäre, wenn sich die Regierung nicht kategorisch weigern würde, seine Fragen zu beantworten. Während die Regierung bei einem Vorstoss bei allen heissen Fragen ausgewichen ist, liegt eine weitere noch unbeantwortet bei ihr.
Was Büchel nicht verstehen kann, ist, dass Rauh Präsident von Konzert und Theater geblieben ist. Dabei sei er beim Sommer-Festival im Klosterareal mit dem mangelhaften Besuch gar nicht in St.Gallen gewesen, wo es ihn dringend gebraucht hätte. Seine Leute habe er buchstäblich im Regen stehen gelassen. «Für mich ist das ein Hohn gegenüber der Kultur», betont Büchel. «Ich bleibe hier am Ball».
Feldwerbung in Gossau
Ein zweites Mal kam Büchel in die Schlagzeilen, als er sich energisch gegen das Vorgehen der Polizei gegen eine Wiesen-Werbung an der Autobahn bei Gossau vorging. Die Polizei musste zurückkrebsen.
Seine vielen heissen Fragen dazu gefielen der Regierung zwar gar nicht, aber sie musste offensichtlich feststellen, dass die Polizei überreagiert hatte. Sie teilte die Einschätzung, dass eine verwaltungsrechtliche Beseitigungsverfügung mit Androhung des Vollstreckungszwangs unangebracht gewesen wäre, und meinte, dass die Polizei im Rahmen ihres Ermessens auch von einer Verzeigung hätte absehen können. Aufgrund dieses Eingeständnisses und der Tatsache, dass die Wiesen-Werbung immer noch sichtbar ist, ist Büchel nicht böse, dass die Regierung die insgesamt 24 Einzelfragen nicht beantwortet hat, die er selbst zum Teil als provokativ bezeichnet.
Nach dem Schlagzeilenwirbel kamen Telefone von Tokio bis New York. Auch den Medien, die im Fall Rauh vielfach nicht seine Meinung teilen konnten, stellt Büchel bei der Behandlung dieses Falles ein gutes Zeugnis aus. Denn es wurde sein Kampf für Gerechtigkeit, den er gerne auf Bundesebene weiterführen möchte, deutlich sichtbar.
Kritik kam dagegen vor allem aus den Reihen des Kantonsrats. Er sei doch gar kein "Bauernpolitiker", meinten einige, als er sich so energisch für den betroffenen Bauern einsetzte.
Auch Kleinarbeit mit grossem Fleiss erledigt
Man könnte meinen, dass Büchel sich einseitig auf medienträchtige politische Aktionen ausrichtet, doch er kann beweisen, dass er mit grossem Fleiss viel schlecht bezahlte Kleinarbeit in den kantonsrätlichen Kommissionen erledigt. Die Liste der Kommissionsangehörigkeit ist sehr lang, obwohl er erst drei Jahre dem Rat angehört. Hochinteressant für ihn ist die Staatswirtschaftliche Kommission. Hier will er dafür kämpfen, dass bestehende Probleme nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden.
Origineller Wahlkampf
Nun geht Büchel aber in den Nationalratswahlkampf. Man spürt, dass er das mit Lust tut, obwohl er Sachlichkeit verspricht. Dabei geizt er auch nicht mit dem Einsatz von finanziellen Mitteln, zumal er sich einige Chancen ausrechnen kann, insbesondere wenn Toni Brunner ins «Stöckli» wechseln darf.
Schon ist er in Plakat-Reihen zu sehen. Bald wird ein Flyer in alle Haushaltungen flattern, in dem Büchel seine Ziele darlegen will. Es ist eine ganz persönliche Botschaft, keine Allerweltswerbung einer Werbeagentur. Die erste Seite ist fast frei von Wahlwerbung, wird sie doch dominiert von einem Schweizer Kreuz. Lediglich am Rande ist in kleinen Lettern zu lesen: «Für die Schweiz, für die Sache, für St.Gallen, für Sie». Damit will der strebsame Politiker Neugierde wecken.
Klare politische Ausrichtung
Als seine Ziele werden im Innern mehr Unabhängigkeit (kein EU-Beitritt), mehr demokratische Selbstbestimmung, mehr Sicherheit (konsequent gegen die Kriminellen – dafür weniger Bussen wegen Bagatellen), weniger Steuern und Abgaben, mehr Freiheit und weniger Bürokratie genannt. Mit diesen Zielen fährt Büchel ganz auf der SVP-Linie von Blocher, den er als sein Vorbild bezeichnet.
Büchel bringt Leben in die poltisische Stube
Dabei lässt er aber nicht unerwähnt, dass er auch unorthodoxes Vorgehen schätzt und nicht abgeneigt ist, mitunter eine «unheilige Allianz» mit eigenständig denkenden Linken einzugehen, namentlich wenn Fehlentwicklungen korrigiert werden sollen. Versprechungen von Staatsgeschenken, wie es jetzt im Wahlkampf gang und gäbe ist, hält Büchel für skandalös. Er tritt für eine sparsame Haushaltführung ein, von der durch Steuersenkungen alle profitieren sollen.
Gerne wird Büchel, der garantiert Leben in die politische Stube bringt, für Diskussionen im Vorfeld der Wahlen aufgeboten. Namentlich die Gegner wünschen ihn, um mit ihm die Klingen kreuzen zu können. Klar, dass Büchel nicht ablehnt. Er profitiert, wenn er im Rampenlicht steht, selbst wenn er Kritik einstecken muss. Das macht ihm ohnehin keine Mühe.
Franz Welte